In der heutigen Zeit ist es (fast) allgemein anerkannt, dass eine vollständige Objektivität kaum zu erreichen ist. Unsere Sichtweise wird massgeblich von unserem Umfeld, unserer Kultur, individuellen Vorlieben, politischen Überzeugungen, zwischenmenschlichen Beziehungen und vielen anderen Einflüssen geprägt. Unglücklicherweise ziehen einige Menschen eine radikale Schlussfolgerung aus dieser Erkenntnis und glauben grundsätzlich nichts mehr (ausser es passt zu ihren subjektiven Erfahrungen oder ihrem eigenen Weltbild). Dieses Thema lassen wir jedoch bei dieser Betrachtung beiseite und widmen uns der Wissenschaft. Genauer gesagt geht es heute um die Geschichtswissenschaft. Anhand der Französischen Revolution soll ein Beispiel gegeben werden, wie stark wir alle von unserer eigenen Zeit beeinflusst sind. WissenschaftlerInnen sind hiervon nicht ausgenommen. Doch das bedeutet nicht, dass diese nun Papier und Feder – bzw. Laptop und Kaffeetassen – beiseitelegen sollen. Vielmehr ist es wichtig zu erkennen, dass auch eigene Meinungen, die Sozialisierung und auch die politische Überzeugung in die Forschung einfliessen. Der Umgang mit dieser Erkenntnis muss bewusst konstruiert und transparent kommuniziert werden.Im deutschsprachigen Raum hat die Französische Revolution heute nicht mehr den hohen politischen Stellenwert wie in der Vergangenheit. Anders sieht es in Frankreich aus. Als 2014 das Computerspiel Assassin’s Creed Unity veröffentlicht wurde, das die Französische Revolution in Paris darstellt, waren empörte Stimmen zu hören. Der uns heute noch bekannte Politiker Mélechon kommentierte das Spiel mit den Worten: «Je suis écœuré par cette propagande.» Er verurteilte offen die Darstellung der Revolution, die scheinbar lediglich als blutig, brutal und tyrannisch präsentiert wurde. Robespierre sei geschmacklos als der Bösewicht charakterisiert. Die Franzosen würden bald nichts mehr haben, auf das sie stolz sein können, denn zur Identifikation bliebe ihnen nur noch die Religion und Hautfarbe. Die semantische Stärke des Begriffs «Revolution» wird nicht nur von Tech-Gurus genutzt, um ihre Produkte als die neueste High-End-Entwicklung zu vermarkten, sondern ist auch in der Politik immer noch präsent. Macron bezeichnete 2017 seine damals präsentierte Finanzreform als eine Revolution. Wie gerecht er damit dem Begriff damit wurde, ist fraglich.
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